Der Text der heutigen ersten Sonntagslesung aus dem Buch des Propheten Jesaja ist für mich einer der schönsten Texte der Bibel. Und er hat es in sich! Er steckt voller Bilder der Hoffnung, die Sehnsucht nach der Welt Gottes wecken.
„Ein Reis wächst aus dem Baumstumpf Isais …“
Aus scheinbar totem Holz erwächst neues Leben. Israel erlebt in der Zeit Jesajas (etwa 740-701 v. Chr.) eine politische und geistliche Krise. Der „Baum“ des Königtums Davids scheint gefällt – und doch kündigt Gott an: Aus den Wurzeln kommt neues Leben. Gott gibt nicht auf, wo Menschen meinen, alles sei verloren.
Der Geist des Herrn ruht auf ihm …
Der verheißene Trieb ist mehr als ein politischer Herrscher. Er ist erfüllt vom Geist Gottes: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis und Ehrfurcht. Gottes Reich wächst nicht durch Gewalt oder Machtspiele, sondern durch den Geist.
Gerechtigkeit für die Geringen …
Der kommende Herrscher richtet nicht nach dem Augenschein. Er sieht das Herz. Er tritt für die Armen ein. Das ist radikal anders als die Logik der Welt, die oft die Starken bevorzugt. Gottes Maßstab ist Gerechtigkeit – und diese Gerechtigkeit ist wie ein Gürtel, der alles zusammenhält.
Das Bild vom Frieden
Wolf und Lamm, Löwe und Kalb, Kind und Schlange – diese Bilder sprengen unsere Vorstellungskraft. Sie zeigen: Gottes Reich ist nicht nur eine bessere Version unserer Welt, sondern eine neue Schöpfung. Feindschaft wird überwunden, Angst verschwindet. Die Erkenntnis des Herrn erfüllt die Erde. Das ist mehr als Wissen – es ist Beziehung, Vertrauen, Leben in Gottes Gegenwart.
Impuls für heute
Wo sehen wir „Baumstümpfe“ in unserem Leben – Orte, die tot erscheinen? Jesaja lädt uns ein, auf den kleinen Trieb zu achten, der wächst. Gottes Hoffnung beginnt oft unscheinbar.
Esther Dufner, Köln | 
