Jesaja zeichnet eine kraftvolle Vision: Völker strömen zum Berg des Herrn, nicht um zu kämpfen, sondern um sich von Gottes Weisung verwandeln zu lassen. Aus Schwertern werden Pflugscharen, aus Speeren Winzermesser – aus Werkzeugen der Gewalt werden Werkzeuge des Lebens. Frieden entsteht hier nicht zuerst als politisches Projekt, sondern als geistliche Bewegung: Menschen lassen sich lehren, anders zu denken, anders zu handeln, anders miteinander umzugehen.
Diese Vision stellt uns vor die Frage, ob wir bereit sind, unsere eigenen „Schwerter“ abzulegen – Misstrauen, harte Worte, verletzende Urteile. Frieden beginnt, wo wir die Kraft zur Umkehr zulassen: weg von der Selbstbehauptung, hin zur Bereitschaft, den anderen zu sehen. Jesaja zeigt, dass echter Friede nicht naiv ist. Er braucht Entscheidung, Mut und Lernbereitschaft. „Kommt, wir gehen zum Berg des Herrn!“ – Das ist eine Einladung, Gottes Weg zu suchen, gerade dort, wo Konflikte festgefahren scheinen.
Im Licht dieser Hoffnung werden wir zu Menschen, die Frieden säen: indem wir zuhören, versöhnen, Brücken bauen und die Würde jedes Menschen achten. Jesajas Vision bleibt Verheißung – aber sie wird Wirklichkeit, wo wir Schritte ins Licht wagen und Gottes Frieden schon heute leben.
Michael Inden, Diözesanpräses der KAB |